"Man sollte niemals dem Glauben verfallen, eine kleine Gruppe ideenreicher, engagierter Leute könnte die Welt nicht verändern.

Tatsächlich wurde sie nie durch etwas anderes geändert."

Margaret Mead

 

Wir über uns

Derzeitige Situation

 

Viele Jahre bzw. Jahrzehnte wurde/wird Wildtierpflege in Deutschland größtenteils im privaten Rahmen ausgeführt. Es gab und gibt nur wenige große Stationen deutschlandweit, dafür aber sehr viele kleine, privat geführte Pflegestellen, die eine mehr oder weniger enge Zusammenarbeit mit den Behörden und miteinander pflegen. Alle diese engagierten Tierfreunde arbeiten fast ausnahmslos ehrenamtlich, trotz einer Vielzahl an Herausforderungen und Erschwernissen, mit denen sie zu kämpfen haben. Weder ist die rechtliche Situation der Wildtierhilfe eindeutig definiert und klar formuliert, noch erfolgt eine finanzielle Unterstützung durch Behörden. Ungeachtet der Dringlichkeit und Notwendigkeit einer professionell ausgeführten Wildtierpflege, wurde dieses ehrenamtliche Engagement in der Vergangenheit kaum gewürdigt. Oftmals belächelt oder als "Päpplerstube" degradiert, verschloss man die Augen (und tut dies noch heute) vor den hohen Zahlen der Pflegetiere, vor der eigenen Verantwortlichkeit und vor der enormen Leistung, die diese Pflegestellen rund um die Uhr 365 Tage im Jahr erbringen.

Wie hoch der Bedarf an Anlaufstellen für hilfsbedürftige Wildtiere ist, verdeutlichen die Zahlen der aufgenommenen Tiere, die sich allein in Hessen auf mehrere tausend Notfälle belaufen. Monatliche Kosten von ca 1000-1500 € pro Monat sind bereits für kleinere Stationen keine Seltenheit und müssen immer aus eigener Tasche oder mithilfe von Spenden gedeckt werden. Genutzt werden diese Anlaufstellen zwar auch von öffentlichen Institutionen, z.B. Polizei, Feuerwehr, UNB usw., für eine Aufwandsentschädigung sind bisher jedoch keine Mittel vorhanden. Hier sei nochmal hervorzuheben, dass es sich bei den unzähligen Notfällen jedes Jahr keinesfalls um Wildtiere handelt, die vor dem Kreislauf der Natur "gerettet" werden. Über 80 % dieser hilfsbedürftigen Tiere geraten aufgrund menschlichen Verschuldens in Not. Hauptverursacher sind Baumfällungen, Strassenverkehr, jagdliche Eingriffe, Zivilisationsfallen, Gifteinsätze, Sanierungsarbeiten oder Hunde/Katzen - die restlichen knapp 20 % der Notfälle sind Opfer klimatischer Einflüsse, wie z.B. Hitze- oder Sturmopfer, nur ein ausgesprochen geringer Teil wird, als vermeintlich hilfsbedürftig, fälschlicherweise von Findern mitgenommen.

Ebenfalls verkannt werden die wichtigen Aufgaben, die Wildtierpfleger noch zusätzlich zu ihrer Pflegetätigkeit erfüllen. Aufklärungsarbeit an Schulen, Öffentlichkeitsarbeit mittels Vorträgen, um die Menschen für die Bedürfnisse der Wildtiere zu sensibilisieren, Mithilfe bei Kartierungen oder Artenschutzprogrammen - die Liste dieser Aktivitäten ist lang.

Ein weiterer, zunehmend wichtiger, Aspekt umfasst das urbane Wildtiermanagement. Als Wildtierauffangstationen fungieren oftmals wir als Schnittstelle zwischen Bürger und Behörde und sind DER Ansprechpartner bei Problemen mit Wildtieren im Siedlungsbereich. Insbesondere in Ballungszentren ist die Beratung der Bürger und die Konfliktbewältigung ein Hauptbestandteil unserer Arbeit, neben der aktiven Wildtierpflege.

 

Konsequenzen

 

Die Folge dieser nicht einheitlich geregelten Situation in der Wildtierpflege ist eine gravierende zeitliche und finanzielle Überbelastung der Pflegestellen. Es gibt viel zu wenige gut ausgebildete Pflegestellen für zu viele Notfälle. Hinzu kommt, dass die Ausübung der Tätigkeit selbst schon mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Stark variierende Anforderungen, teilweise willkürlicher, behördlicher Umgang und kostenintensive Erlaubnisverfahren sind zusätzliche Belastungen, mit denen sich Wildtierpfleger konfrontiert sehen. Zudem gibt es auch keine zentrale Hilfs- und Beratungsstelle für Wildtierpfleger, ebenso wenig Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die mangelnde Wertschätzung aber der gleichzeitig hohe Anspruch und die Selbstverständlichkeit, die dieser ehrenamtlich geleisteten Tätigkeit bei behördlichen Überprüfungen entgegengebracht wird, sind da nur die berühmten "letzten Tropfen" für das überlaufende Fass. Für die Tiere und Finder bedeutet das zum Teil weite Wege zu einer Pflegestelle, einen hohen Transportstress, in manchen Regionen ist überhaupt kein Ansprechpartner vorhanden und im schlimmsten Fall dann durch Eigenversuch oder zu späte Hilfe den Tod des Tieres.

 

Die Interessengemeinschaft

 

Für uns war 2017 dann der Zeitpunkt gekommen, an dem wir diese Missstände nicht weiter akzeptieren und hinnehmen wollten. Auch wollten wir selbstbestimmt und eigeninitiativ unsere Werte und Ansprüche an unsere Arbeit formulieren und verbindlich festlegen und nicht auf die Oktruierung von Maßnahmen durch Unkundige warten.

Und so bildeten wir diesen Zusammenschluss aus hessischen Wildtierpflegern.

Die gegründete Interessengemeinschaft hat zum Ziel einheitliche Richtlinien und Standards, die speziell auf die Anforderungen in der Wildtierpflege ausgerichtet sind, zu erarbeiten, Beratungs-, Informations- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Symposien anzubieten und eine einheitliche Sachkundeprüfung zu konzipieren, um ein gesetzlich eindeutig geregeltes Erlaubnisverfahren zu ermöglichen.  

Durch dieses Netzwerk wird nicht nur die Expertise effektiv gebündelt und eine zentrale Erfassung aller hessischen Pflegestellen realisiert, sondern auch die Kooperation und Kommunikation untereinander zum Wohle der Wildtiere verbessert. Zudem fördert die Vereinheitlichung der Anforderungen die Professionalität und Qualität der Wildtierpflege und ermöglicht eine bessere Evaluierung.

Ferner ist unser Bestreben die Durchsetzung unserer gemeinsamen Interessen nach außen, damit unsere Belange auf politischer Ebene wahrgenommen und bei Entscheidungsprozessen miteinbezogen zu werden.